Pack deine Wander-und Sportsachen ein, wir fahren über das Wochenende weg. Ahaa… Das war die Anweisung, die mir der Herzbube letzte Woche zukommen ließ. Was war ich gespannt. Ein Kurztrip. Ohne mein Wissen. Ohne mein Zutun. Also gut, ich lass mich darauf ein. Ungeplant und unwissend wohin fahren gehört auch dazu, wenn es darum geht neue Sachen auszuprobieren. Wenn ich mich um Nichts kümmern muss nehme ich so etwas ja sehr gerne entgegen. Freitag morgen. Es geht los. Im Auto bekam ich, ganz klassisch, eine Wanderkarte für das Salzburger Land und einen grünen True Fruits Smoothie überreicht. Und tadadaaaa, da klingelte es bei mir. Hatte ich doch erst vor kurzem entdeckt, dass es in St. Johann ein Hotel gibt, welches ein spezielles Angebot für Veganer bereithält. Hach, der Herzbube. Er versteht es, mich glücklich zu machen. Ein paar Autostunden und einen Zwischenstopp am Chiemsee später, checkten wir im Alpendorf Aktiv Hotel ein.
Gebrandmarkt durch einige Hotelbesuche der letzten Monate, erfreut es mich sehr, dass ich direkt auf meine vegane Ernährungsweise angesprochen werde. „Heute Abend gibt es ein Grillbuffet und für Sie haben wir ebenfalls ein leckeres veganes Abendmenü zusammengestellt“. Freudig grinse ich der Rezeptzionistin entgegen. Ein Traum. Bei bisherigen Check-Ins habe ich seither immer auf meine eigens verfasste und im Vorfeld gesendete „Wie versorge ich sich vegan ernährende Hotelgäste“ hingewiesen. Entfällt dieses Mal. Läuft. Wir beziehen unsere Zimmer. 3. Stock, riesige Fensterfront mit Bergpanorama, schlichte Einrichtung in alpiner Moderne. Wir starten unsere erste kleine Wanderung durch die Liechtensteinklamm und das beschauliche St. Johann, liegen faul auf auf unserem Balkon und genießen die überaus herrliche Abendsonne. Und dann, dann geht es los: Mein erstes rein veganes Abendessen in einem Hotel. Ohne Sorgen. Ohne Nachfragen. Ohne Extrawünsche. Ohne Bitten, Abklären und Hoffen. Veganer wissen, wovon ich spreche. Das Ergebnis?? Ein 5 Gänge Menü vom Feinsten. Und das nicht nur an einem Tag, sondern gleich an drei Abenden in Folge. Abwechslungsreich, überlegt, kreativ. Gut, es war das ein oder andere Mal nicht kaloriensparsam. Damit kann ich leben.
Besonders gut hat mir auch die vegane Ecke, oder vielmehr der vegane runde Tisch beim Frühstücksbuffet gefallen. Aufstriche, Joghurts, Bircher Müsli, Kekse, Kuchen, Schnickschnack. Frisches Obst, Rohkost. Brot und Brötchen vom hiesigen Bäcker. Auf Nachfragen wäre sogar vergasen Rührei drin gewesen.
Natürlich steht auch eine Gipfeltour auf dem Programm. Die neuen Wanderschlappen müssen eingeweiht und auf Herz und Niere oder besser, Sohle und Schnürsenkel getestet werden. Wir wagen uns an einen vierstündigen Aufstieg auf den Heukarek. Die ersten zwei Stunden geht es entspannt bergauf. Eine Forststraße. Kühe die per Anhänger auf die Weide gefahren werden. Waldarbeiter. Und dann, das Highlight der Tour: Kühe, welche mit einem Affenzahn über die grünen Wiesen galoppieren. Glücklich. Glücklich über ihr Daseins in ihrer Herde und ihren natürlichen Lebensraum. Der Entschluss, keine Tiere mehr zu essen, macht mich in diesem Moment sehr glücklich. Die Szene mit den Kühen bleibt mir den ganzen Tag im Gedächtnis. Wir aus der Stadt kennen solch eine Szene nicht. Aber hier, in den Bergen, wo Kühe den Sommer auf der Alm verbringen dürfen, scheint es normal. Mir ist bewusst, dass auch diese Kühe leider Nutztiere sind und dass auch der Sommer auf der Alm irgendwann zu Ende gehen wird, ein Schlachter kommt oder die Melkmaschine bedient werden muss. Und doch tut es mir sehr gut zu sehen, wie es im Idealfall für die Tiere sein könnte. Den Gedanken nehme ich für die letzten zwei Stunden Aufstieg mit.
Der Weg nach oben, die Anstrengung, das Schwitzen, die Natur, die Aussicht und das Erreichen des Gipfelkreuzes auf über 2000 Meter verleihen mir eine immense Erdung. Die Dinge bekommen eine andere Wirkung. Wichtigkeit und Priorität verschieben sich. Ein schönes Gefühl. Sicher das, was man abschalten nennt. Ein traumhafter Kurzurlaub im Salzburger Land. #Augenöffner