Ja, lange war es ruhig hier. Ich könnte eine ewig lange Liste mit Gründen und Ausreden anführen. Oder es lassen und einfach wieder mal ein paar Gedanken teilen. Ich entscheide mich für zweiteres.
Gestern, zwei Unterhaltungen zum Thema ‚Pace‘. Nichts ungewöhnliches unter Läufern. Einmal fiel der Satz ‚Ich bin bin ein Pacer. Ich messe mich an der Pace ob ich besser und fitter werde.‘ Ja, denke ich, das ist durchaus legitim und die Pace als Messgröße total valide. Meinen ersten Wettkampf bin ich in einer Pace von über 7min/km gelaufen, mittlerweile ist ein Halbmarathon in irgendwas um die 5:30/km drin. Das hierbei eine Leistungssteigerung statt gefunden hat ist unbestritten und ich kann daran fest machen, dass ich irgendwie fitter oder, naja, zumindest mal schneller geworden bin. Was mich jedoch nachdenken ließ ist das ‚ob ich besser werde‘.
Klar, ‚besser‘ oder ‚gut‘ liegen immer im Auge des Betrachters. Aber was bedeutet es denn wirklich für denjenigen der läuft? Kann es für jemanden, der läuft, sich Zeit für sich nimmt um sich draußen zu bewegen in irgendeiner Weise ’nicht gut‘ sein? Ist es wirklich relevant ob ich für zehn Kilometer eine Stunde oder eine Stunde und zehn Minute brauche? Und viel wichtiger noch, wen interessiert das eigentlich außer mich selbst? Wieso machen wir uns da gerne so einen Druck? Und mit uns meine ich uns, die Freizeitläufer. Ja genau die, die warten ob es bei 21run.de wieder einen guten Deal für Laufhosen gibt, die, die bestenfalls, mit Plänen aus dem Internet trainieren, die, die sich in Laufgruppen im Wald treffen oder gemeinsam an Volksläufen teilnehmen. Ja, wir eben. Die Freizeitläufer die dieser Leidenschaft nachgehen.
Mal ehrlich, laufen gibt uns doch ganz andere Dinge. Mir fallen da spontan das gute Gefühl hinterher, die Gedanken die wir uns währenddessen (nicht) machen, das Abschalten, das Kreativsein, die Unterhaltung mit unserem Laufpartner, die Legitimation für den Kuchen danach, die Bewegung an sich, die Natur, die Strecke, das sich Antreiben, das Atmen, der Herzschlag… you name it, ein. Sind es also nicht viel mehr diese Dinge, worin wir besser werden wollen sollten? Versteht mich nicht falsch, ich persönlich möchte keinen Marathon in mehr als fünf Stunden laufen (müssen). Einfach weil es für den Körper die Hölle ist und vermutlich auch für die Gesundheit an sich. In diesem Fall ist es also schon wichtig eine gewisse Kondition und somit auch Pace aufweisen zu können. Und mir ist auch klar, das gesteckte (Zeit-)Ziele bei einem Wettkampfteilnahme wichtig sein können und deren Erreichen eine saugeile Nummer ist.
Was ich jedoch sagen will, ist: Laufen ist noch so viel mehr als eine Zahl auf der Uhr. Und ich glaube, das ‚besser werden‘ besteht vielleicht eher darin, die Dinge die uns das Laufen gibt oder erleben lässt achtsamer oder bewusster wahrzunehmen. Sei es den Sonnenaufgang beim Morning Run zu fühlen, den Lauf auch durch den Regen zu lieben, die alte Hausstrecke mal wieder zu schätzen, den Muskelkater einmal mehr hinzunehmen, die Farben der herbstlichen Bäume … was immer es sein mag.
Ich stelle immer häufiger fest, dass ich mittlerweile einen Lauf daran bewerte ob eines der eben genannten Dinge stattgefunden hat. Bin ich in den Sonnenaufgang gelaufen? Ja. Ok, dann war das ein guter Lauf. Dass ich die letzten 5km mit einer Pace von 7:30/km beinahe nicht nach Hause geschafft habe interessiert mich erstmal eher weniger, ich habe ja den Sonnenaufgang gesehen, hatte kalte Luft im Gesicht und der Neckar im Morgenlicht mit Nebelschwaden war ein wunderschöner Anblick die Musik in meinen Ohren hat ihr Übriges getan. Alles war also irgendwie gut.
To make a long story short: Auch ich werde wieder in ein strukturiertes Training eintreten, mir ein Zeitziel für die Läufe in 2019 setzten, ekelhafte Intervalle auf der Bahn drehen. Doch ich werde auch weiterhin ganz bewusst auf die kleinen Dinge des Laufens achten. Sie bewusst wahrnehmen und schätzen. Und auf diese Weise ‚besser werden‘, weil die Läufe durch dieses aktive Erleben für mich als Person besser werden. Ich will aber auch diejenigen ermutigen, die gerade verletzt sind oder nach einer Pause in den Laufschuhen zurück sind, die Uhr, die Pace, das Messen einfach mal zu ignorieren. Geht raus, lauft, schnell oder langsam, kurz oder lang, sowie wie immer oder so wie früher. Ganz egal. Während wir in unseren Laufschuhen stecken passiert noch so viel mehr. Haltet eure Augen und Herzen dafür offen. #läuft